Hamburger Preis für Theoretische Physik 2023 verliehen

Im Planetarium Hamburg wurde Edward Witten für seine wegweisenden Beiträge geehrt.

Der US-amerikanische Physiker Edward Witten hat gestern den Hamburger Preis für Theoretische Physik erhalten. Im Planetarium Hamburg wurde der emeritierte Professor am Institute for Advanced Study in Princeton/USA für seine wegweisenden Beiträge zu einer vereinheitlichten mathematischen Beschreibung fundamentaler Naturkräfte geehrt. Mit seiner herausragenden Forschung zur String- und Quantentheorie hat Edward Witten das Verständnis von Raum, Zeit, Materie und Struktur des Kosmos nachhaltig beeinflusst. Die Impulse seiner Arbeiten reichen weit in andere Fachgebiete, insbesondere die Mathematik, hinein.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Der Hamburger Preis für Theoretische Physik bringt jedes Jahr Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt zu uns nach Hamburg. Er steht für Innovation, Internationalität und disziplinübergreifende Zusammenarbeit. Die Erkenntnisse des diesjährigen Preisträgers Edward Witten stehen in engem Zusammenhang mit der Arbeit in der Science City Hamburg Bahrenfeld und ich bin sehr gespannt, welche neuen Impulse mit seinem Aufenthalt in Hamburg verbunden sind. Ich gratuliere dem Preisträger und danke der Joachim Herz Stiftung, dem Wolfgang Pauli Centre des DESY sowie der Universität Hamburg für die Ausrichtung dieses deutschlandweit renommierten Preises.“

Forschungsschwerpunkte von Edward Witten

Edward Witten zählt zu den renommiertesten und am häufigsten zitierten Theoretischen Physiker:innen unserer Zeit. Seit Jahrzehnten gibt er wichtige Impulse für die Entwicklung einer großen vereinheitlichten Theorie der Physik, die alle Kräfte und Bausteine des Universums beschreibt. Als aussichtsreicher Kandidat dafür gilt die Stringtheorie, weil sie eine Brücke zwischen der Quantentheorie und Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie schlägt. Laut Stringtheorie sind Elementarteilchen wie Quarks und Elektronen unterschiedliche Schwingungsformen desselben winzigen fadenförmigen Objekts. Aufgrund dieses Paradigmenwechsels, auf den der emeritierte Professor am Institute for Advanced Study in Princeton maßgeblichen Einfluss hatte, lassen sich alle vier fundamentalen Naturkräfte durch eine vereinheitlichte Quantentheorie von Strings beschreiben. Ausgehend von den Arbeiten zahlreicher Kolleg:innen präsentierte Witten 1995 einen Vorschlag, wie man die fünf damals bekannten alternativen Versionen der Stringtheorie als verschiedene Grenzfälle einer umfassenden Theorie, der sogenannten M-Theorie, zusammenführen könnte.

Auch in anderen Bereichen der mathematischen Physik gab Edward Witten wichtige Impulse, von der Quantentheorie bis zur Physik der kondensierten Materie, teilweise mit Anwendungen in der Gravitationstheorie und Astronomie. Seine Arbeiten zur topologischen Quantenfeldtheorie beispielsweise eröffneten Mathematiker:innen Ende der 1980er Jahre neue Horizonte beim Verständnis der geometrischen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten von Knoten. Edward Witten wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. erhielt er 1990 als erster Physiker überhaupt die Fields-Medaille.

Zum Interview mit Edward Witten
 

Der Hamburger Preis für Theoretische Physik

Die Joachim Herz Stiftung vergibt den Hamburger Preis für Theoretische Physik seit 2010 zusammen mit dem Wolfgang Pauli Centre des DESY und der Universität Hamburg, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY sowie den beiden Exzellenzclustern an der Universität Hamburg: „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum Universe“. Der mit 137.036 Euro ausgestattete Preis für herausragende Forschungsleistungen in der theoretischen Physik ist eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Physik in Deutschland. Die Preissumme ist eine Anspielung auf die Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante, die in der theoretischen Physik eine wichtige Rolle spielt.

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