"Am Anfang habe mich nicht getraut, Englisch zu sprechen – ab Tag zwei hatte ich keine Hemmungen mehr."

Wie helfen die internationalen Erfahrungen in der Ausbildung und für den Berufseinstieg?

Wir haben mit Jessica Geissler gesprochen, die mit unserem Stipendienprogramm "Azubis USA" ein College in Atlanta besucht hat. Jessica macht eine Ausbildung zur Industriekauffrau, kommt aus Leipzig und ist 21 Jahre alt.


Du hast mit „Azubis USA“ sechs Wochen in Atlanta verbracht. Wie war die Ankunft für dich?

Die Auszubildenden bei ihrer Ankunft in Atlanta

Es war eine andere Welt, wie im Film. Manches ist doch anders als bei uns – viele Autos, kaum Fußgänger und eine große Auswahl an Fastfood. Das Schönste bei der Ankunft in Atlanta war, dass wir von unseren amerikanischen Peer-Buddys abgeholt wurden. Das fand ich richtig nett und so habe ich mich gleich willkommen gefühlt. 


Du hast die Kennesaw State University besucht und am Collegeprogramm teilgenommen. Wie war das Leben an der Uni und welche Kurse hast du besucht?

Das Leben an der Uni hat mir richtig gut gefallen. Der Campus ist zwar riesig, dennoch haben wir uns schnell zurecht gefunden. Und die Studierenden vor Ort waren wirklich alle freundlich und haben uns unterstützt. Durch meine Ausbildung zur Industriekauffrau hatte ich eine Riesen-Auswahl an Kursen und so habe ich mich für Marketing, Englisch, BWL, Personalwesen und Accounting entschieden. Was sich durch alle Kurse durchgezogen hat war „Public Speaking“. Hier haben wir gelernt, wie man zu einem bestimmten Thema frei vor Leuten spricht – mit nur zwei Minuten Vorbereitung. Das war auf jeden Fall aufregend.


Wie bist du mit der Sprache zurecht gekommen?

Am Anfang war ich schon zurückhaltend und habe mich nicht getraut, offen zu sprechen. Das hat sich aber durch unsere Peer-Buddys schnell geändert und ab Tag zwei hatte ich keine Hemmungen mehr. Dadurch, dass wir die englische Sprache die ganze Zeit gehört und gesprochen haben, kam ich sehr schnell rein. Den Kursen am College konnte ich auch gut folgen – klar, manche Fachbegriffe fehlten, aber der Zusammenhang war klar verständlich.


Mercedes-Benz Stadium in Atlanta

Wie können wir uns deinen Alltag vorstellen?

Wir haben auf jeden Fall nie die Füße still gehalten und jeden Tag etwas unternommen. Unsere Buddys haben sogar einen Freizeitplan entworfen. So war uns nach dem College nie langweilig und wir haben viel gesehen und erlebt: Zum Beispiel waren wir fischen, haben einen historischen Rundgang durch Atlanta mitgemacht, besuchten ein Football-Spiel oder waren stilecht in einer Karaoke-Bar. Abends haben uns fast immer unsere Buddys in der Unterkunft besucht und wir saßen gemeinsam an der Feuerstelle, haben geredet und gelacht.


Konntest du dir ein Bild von der Arbeitswelt in den USA machen? Wie unterscheidet sie sich deiner Meinung nach von Deutschland?

Am College hatten wir Kurse zu Leadership, besuchten Unternehmen und haben uns mit unseren Buddys über die US-amerikanische Arbeitsweise unterhalten. Was auf jeden Fall deutlich wurde: Die Ausbildung ist dort anerkannter und wird mehr wertgeschätzt als bei uns in Deutschland. Bei den Unternehmen vor Ort haben wir gemerkt, dass die Mitarbeitenden offener und ehrlicher miteinander umgehen. Außerdem gibt es keine Hierarchien wie bei uns – die Unternehmen legen eher Wert auf gute Zusammenarbeit und Kollaboration. Was ich auch mitbekommen habe ist, dass es schneller und flexibler zugeht. Es wird weniger durchgeplant, sondern auf Risiko gegangen. Bei uns in Deutschland geht es eher um eine genaue Planung und Sicherheit. Was nicht so schön ist: Die US-Amerikaner:innen haben wesentlich weniger Urlaub und arbeiten richtig viel. Wir haben beispielsweise erfahren, dass die amerikanischen Student:innen zusätzlich zu ihren Uni-Kursen Vollzeit arbeiten. Das fand ich schon krass.


In deiner Gruppe waren Auszubildende unterschiedlicher Berufe – wie hast du das empfunden?

Am Anfang dachte ich, dass mehr Teilnehmende eine Ausbildung zur Industriekauffrau bzw. –mann machen. Das war aber gar nicht so. Die Berufsgruppen waren total vielfältig: Von einer Erzieherin über einen Hörakustiker bis hin zum Bankkaufmann war alles dabei. Wir haben festgestellt – auch wenn wir unterschiedliche Ausbildungen durchlaufen – dass wir Gemeinsamkeiten haben, voneinander lernen können und uns dadurch super ergänzt haben. Nach der Reise haben wir weiterhin Kontakt und es besteht ein großes Netzwerk.


Mit welchen Erfahrungen bist du nach Hause gekommen? Hattest du ein Highlight?

Die ganzen sechs Wochen waren fantastisch, da ist es schwer, ein Highlight herauszupicken. Besonders schön war zum Beispiel, dass wir von unserer Englischlehrerin am Ostersonntag nach Hause eingeladen wurden, weil wir so weit weg von zu Hause und der Familie sind. Überhaupt: Alle Menschen waren freundlich, hilfsbereit und haben uns ihren Alltag integriert.


Was hat sich für dich persönlich verändert?

Durch den sechswöchigen Collegebesuch in den USA habe ich Klarheit bekommen, wohin ich nach meiner Ausbildung möchte. Damals habe ich mich für eine Ausbildung entschieden, da ich nicht genau wusste: lieber studieren oder doch eine Ausbildung? Jetzt überlege ich sogar, ein Studium im Ausland anzufangen. Allgemein bin ich durch den USA-Aufenthalt selbstbewusster geworden, arbeite selbstständiger und kann mich an unterschiedliche Situationen besser anpassen.


Blick auf die Skyline von Atlanta

Hast du Tipps für Auszubildende, die sich bewerben möchten?

Zeigen, was man alles macht bzw. was einen interessant macht. Also keine Scheu haben und ein bisschen mehr von sich erzählen! Ansonsten wird man gut durch den Bewerbungsprozess geführt, alle relevanten Infos, beispielsweise auch die für den Betrieb, sind verständlich. Und ein Tipp an die Betriebe: Die Teilnahme an „Azubis USA“ ist anerkannt – das ist manchen Betrieben nicht so bewusst und macht den ganzen Prozess einfacher.


 

 

Interesse geweckt?

Mit "Azubis USA" bieten wir Auszubildenden die Chance, Auslandserfahrung zu sammeln, Englischkenntnisse zu verbessern, einen Einblick in die nordamerikanische Kultur zu gewinnen und zudem ihr Berufsbild in den USA kennenzulernen.

Auszubildende können sich noch bis zum 30. Juni 2025 bewerben.

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