Dresdner Wissenschaftler Hans Kleemann erhält Joachim Herz Preis

500.000 Euro für biotechnologisches Forschungsprojekt an der TU Dresden für eine fossilfreie Elektronik

Hamburg, 02. Juli 2025. Dr. Hans Kleemann von der Technischen Universität Dresden wird mit dem mit 500.000 Euro dotierten Joachim Herz Preis 2025 ausgezeichnet. Der Preis für fächerübergreifende, anwendungsbezogene Forschung wird in diesem Jahr in der Biotechnologie vergeben und ist einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise. Ausgezeichnet werden innovative Forschungsvorhaben für mehr Nachhaltigkeit. Kleemanns Forschungsansatz verfolgt das Ziel, biobasierte, recyclebare Leiterplatten zu entwickeln, diese sollen konventionelle Leiterstrukturen ersetzen, die weltweit in fast jedem elektronischen Gerät verbaut werden. Angelehnt an die natürliche Struktur von Blättern kann sein Vorhaben einerseits einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer kreislauffähigen Elektronik leisten und anderseits zeigen, wie Hightech-Anwendungen von der Natur inspiriert werden können. Der Preis wird am 30. September in Hamburg verliehen.

Jedes Jahr entstehen weltweit rund 62 Millionen Tonnen Elektroschrott, rund 60 Prozent davon bestehen aus gedruckten Leiterplatten. Sie sind Bestandteil fast jedes elektronischen Geräts, vom Smartphone bis zum Computer, und verbinden die in ihnen verwendeten elektronischen Komponenten. Herkömmliche Leiterplatten bringen zwei Probleme mit sich: Sie werden aus nicht-nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sie lassen sich nur mit großem Aufwand recyclen. Kleemanns Forschungsprojekt „UnbeLEAFable“ nutzt biobasierte Materialien und die strukturellen Eigenschaften von Blattskeletten, um nachhaltige Leiterplatten zu entwickeln.

Die Innovation der Forschung von Hans Kleemann und seinem Team liegt darin, dass die Syntheseleistung der Natur als Vorbild dient, um zur Lösung eines menschengemachten Problems beizutragen. Das filigrane Gefäßsystem der Blätter wird als natürliches Gerüst genutzt und mit biobasierten Kunststoffen aufgefüllt. So entsteht ein neuartiges Material für nachhaltige Leiterplatten, die die herkömmlichen Bauteile ersetzen können. Gelingt dies, kann das Projekt einen großen Beitrag zu einer fossilfreien Zukunft leisten. Bei der Herstellung würden einerseits weniger Energie und keine fossilen Rohstoffe benötigt werden und andererseits wären die entstehenden Leiterplatten biologisch abbaubar, so dass sich die übrigen Komponenten wiederverwenden lassen. Der mit 500.000 Euro dotierte Joachim Herz Preis ermöglicht es Kleemann, seine Forschungsarbeit so weit voranzutreiben, bis ein Prototyp entwickelt ist, der im nächsten Schritt von der Industrie übernommen werden und in die Anwendung gehen könnte.

„Wenn es Dr. Kleemann gelingt, sein hochinnovatives Vorhaben in die Anwendung zu bringen, dann ist dies ein echter Game-Changer für die Elektroindustrie und bringt uns auf dem Weg zu einer für unsere Umwelt so wichtigen Kreislaufwirtschaft einen großen Schritt voran. Seine Arbeit ist ein beeindruckendes Beispiel für interdisziplinäre, mutige Forschung. Genau solche Pionierleistungen wollen wir mit dem Joachim Herz Preis unterstützen“, so Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung.

Förderung schließt kritische Lücke im Innovationsprozess

Mit ihrer Förderung adressiert die Joachim Herz Stiftung eine Lücke in der deutschen Förderlandschaft. Während für die Grundlagenforschung gute Förderprogramme bestehen, gibt es für die risikobehaftete Phase der Produktentwicklung, des Prototypings und der Skalierung kurz vor oder während des Markteintritts wenig Unterstützung. Deswegen wird diese Phase auch als „Valley of Death“ bezeichnet, denn das Venture Capital engagiert sich erst nach dem Durchschreiten dieses „Tal des Todes“, wenn ein Tech-Start-up bereits gegründet ist und sich am Markt etabliert.

Der Joachim Herz Preis

Die Joachim Herz Stiftung zeichnet mit dem Joachim Herz Preis herausragende Wissenschaftler:innen aus, die mit interdisziplinären Ansätzen Impulse für eine nachhaltige Zukunft geben. Der mit 500.000 Euro dotierte Forschungspreis prämiert Vorhaben von Forschenden in einer frühen Karrierephase, die ihre Forschung vertiefen möchten oder den Transfer ihrer Forschungsvorhaben in die praktische Anwendung verfolgen. Teil der Förderung ist die Finanzierung einer mehrtägigen Konferenz, die von den Preisträger:innen zur Unterstützung ihres Vorhabens geplant und gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung durchgeführt wird. Der Joachim Herz Preis wird jährlich abwechselnd in den Naturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften vergeben.

Die diesjährige Preisverleihung findet am 30. September in Hamburg statt.

Über Hans Kleemann

Dr. Hans Kleemann ist Forschungsgruppenleiter am Integrated Center for Applied Physics & Photonic Materials der Technischen Universität Dresden. Er geht der Frage nach, wie elektronische Systeme nachhaltig gestaltet werden können. Dabei erstrecken sich seine Arbeiten von fundamentalen physikalischen und materialwissenschaftlichen Fragenstellungen, über prozesstechnische Forschung bis hin zur Systemintegration und Methoden des neuromorphen Rechnens. Nachdem er an der TU Dresden promoviert wurde, führte ihn sein Weg u. a. an die UC Berkeley und zum südkoreanischen Wirtschaftsunternehmen Samsung SDI. Im April 2025 wurden Vorarbeiten für sein Forschungsprojekt „UnbeLEAFable“ mit einem EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) ausgezeichnet.

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