Megafon – Preis für Sprachbildung und Sprachförderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Mit diesem Preis unterstützen wir Vielfalt und Kreativität in der Sprachbildung. Teilnehmen kann jede gemeinnützige Organisation, die sich in der Förderung von Sprachkompetenz und Literalität von Jugendlichen und jungen Erwachsenen engagiert. Ob Textwerkstatt in der Schule, Berufsvorbereitung per digitalem Escape-Room oder Rap-Battle im Jugendhaus– alle Ansätze und Konzepte sind willkommen. Die besten Projekte werden von einer Jury ausgezeichnet.
In Deutschland weist derzeit rund ein Fünftel aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger beträchtliche Schwächen im Umgang mit der Bildungssprache Deutsch auf. Diese jungen Erwachsenen haben große Probleme beim Lesen und Verstehen ebenso wie beim Verfassen einfacher Texte. Sie sind damit in der Wahl ihres individuellen Bildungs- und Berufsweges sowie in den Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe deutlich eingeschränkt.
Während die Sprachbildung und -förderung in Kindertagesstätten und Grundschulen bereits ausgebaut wurde, mangelt es an spezifischen Angeboten für Lernende ab der Sekundarstufe zur Verbesserung ihrer Sprachfertigkeiten – auch wenn das Problem in der Bildungspolitik und bei Schulträgern erkannt und vielversprechende Ansätze erprobt wurden. Mit unserem Preis wollen wir deswegen gezielt Projekte für Jugendliche in weiterführenden Schulen, für Auszubildende sowie junge Erwachsene in Übergangssystemen (etwa Berufsvorbereitungsklassen) unterstützen.
Preiskategorien und Preisgeld
Der Preis wird jährlich im Herbst in den Kategorien „Projekte für Jugendliche von 10 – 16 Jahren“ und „Projekte für junge Erwachsene von 17 – 25 Jahren“ verliehen. In beiden Kategorien wird jeweils ein Hauptpreis in Höhe von 25.000 Euro sowie ein Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Die Bewerbung ist bis zum 2. März 2023 möglich.
Rede „Es gibt kein Wort für alle Wörter“ von Saša Stanišić zur Preisverleihung 2022
Der Schriftsteller Saša Stanišić hielt die Festrede zur Verleihung des Megafon-Preises 2022. Darin beschrieb er die Chancen und Wege der Sprachförderung, so wie sie die mit dem Preis ausgezeichneten Initiativen umsetzen. Um den Mut, die Freude und die Kraft, wie sie Stanišić zum Ausdruck brachte, auch über dieses Ereignis hinaus weitertragen zu können, zeichneten wir seine Rede im November 2022 in den Räumen unserer Stiftung auf.

Ausschreibung und Bewerbung
Vom 10. Januar bis 2. März 2023 läuft die dritte Ausschreibung für den Preis. Es können sich gemeinnützige oder öffentliche Projektträger aus dem gesamten Bundesgebiet bewerben.
Das Projekt kann im schulischen oder außerschulischen Kontext stattfinden, darf aber nicht Teil des Regelunterrichts sein. Es sollte zielgruppen- und wirkungsorientiert konzipiert sein und auf aktuellen Erkenntnissen der Sprachdidaktik beruhen. Großen Wert legen wir außerdem auf eine praxisnahe Umsetzung, die der Zielgruppe des Projekts unmittelbar zugutekommt – primär wissenschaftliche Vorhaben werden nicht ausgezeichnet. Ausführliche Informationen finden Sie in der Ausschreibung.
Jury
Eine unabhängige Jury aus Expert:innen für Sprache und Bildung entscheidet über die besten Bewerbungen und kürt in einer gemeinsamen Sitzung die Preisträgerinnen und Preisträger. Die Preisverleihung findet im Herbst 2023 in Hamburg statt.
Informationsveranstaltung
Am 24. Januar und am 16. Februar 2023 bieten bieten wir jeweils eine digitale Informationsveranstaltung zum Bewerbungsverfahren an. Bitte klicken Sie auf das entsprechende Datum, um sich für einen Termin anzumelden.
Die Megafon-Jury 2022
Anant Agarwala, Die ZEIT, Hamburg
Prof. Dr. Simone Ehmig, Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Mainz
Julia Freienberg, u.a. Junges Literaturhaus, Hamburg
Dr. des. Aylin Karabulut, Universität Duisburg-Essen und Employers for Equality GmbH, Mering
Anja Kittlitz, SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH, München
Karin Küßner, Koordinierungsstelle der AlphaDekade im Bundesinstitut für Berufliche Bildung, Bonn
Anna Meister, ZuBaKa gGmbH, Frankfurt a.M.
Prof. Dr. Astrid Neumann, Professur für Didaktik der deutschen Sprache, Leuphana Universität, Lüneburg
Philip Oprong‘ Spenner, Studienrat und Autor, Hamburg
Martina Reynders, Zentrum für Sprachbildung, Berlin
Ralf Schweikart, Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., München
Dr. Trang Schwenke-Lam, Schotstek gGmbH, Hamburg
Kategorie I: Angebote für 10- bis 16-Jährige
LITALPHA - Literalitätsentwicklung in Alphabetisierungsklassen
Projektträger: LehrLernwerkstatt Fach, Sprache, Migration der Universität Bremen
Projektlaufzeit: 01.08.2022 bis 31.07.2023
Hauptpreis: 25.000 Euro
Im Projekt „LITALPHA“ werden Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren mit Migrationserfahrung geschaffen, um dem Fachunterricht in Regelklassen folgen zu können. Dafür arbeiten die Universität Bremen, das Landesamt für Schule und eine Schule aus Bremen mit vier Alphabetisierungsklassen gemeinsam an der Entwicklung von entsprechenden Unterrichtskonzepten und Materialien und binden diese in die Unterrichtsgestaltung mit einem konkreten Bezugspunkt, dem Schulhof, ein.
In unterschiedlichen fachspezifischen Einheiten erhalten rund 50 Schülerinnen und Schüler handlungsorientierten, fachsensiblen Sprachunterricht, verknüpft mit digitalen Elementen. So werden in Mathematik Maßeinheiten und Umrechnungen für maßstabsgerechte Zeichnungen thematisiert und einfache Textaufgaben zur Kosten- und Materialberechnung für die Schulhofgestaltung bearbeitet. In weiteren Fächern wie Geografie, Biologie, Physik und Sport werden ebenso Lerninhalte im Hinblick auf die Gestaltung und Nutzung des Schulhofs integriert. In allen Fächern wird parallel Deutsch vermittelt und durchgehend an einem digitalen Portfolio gearbeitet. Die Projektwoche im Oktober 2022 wird von 20 Lehramtsstudierenden im Rahmen des universitären Praxisangebots „LehrLernwerkstatt Fach, Sprache, Migration“ unter Anleitung einer pädagogischen Fachkraft durchgeführt und reflektiert.

Schulhausroman
Projektträger: Literaturhaus e.V., Hamburg
Projektlaufzeit: 01.06.2022 bis 01.06.2023
Förderpreis: 10.000 Euro
Ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin (auch Schreibtrainer oder Schreibtrainerin genannt) besucht regelmäßig die Klassenstufen 7 bis 10 über mehrere Monate hinweg und unterstützt sie beim Schreiben eines eigenen Romans. Vom ersten Satz über die Titelfindung bis zur Lesung im Literaturhaus werden die Jugendlichen von ihren jeweiligen Schreibtrainern oder Schreibtrainerinnen gelotst. Im Kern umfasst die Schreibwerkstatt acht Doppelstunden (à 90 Minuten) sowie mindestens eine weitere Doppelstunde zur Vorbereitung der Lesung im Literaturhaus. Dazu kommen Schreibeinheiten mit den Lehrkräften. Es geht darum, eine gute Geschichte zu erzählen. Angesprochen werden insbesondere die Schülerinnen und Schüler, die mit der deutschen Sprache Schwierigkeiten haben. Es werden ausschließlich Stadtteilschulen angesprochen, die mit sozioökonomischen und kulturellen Unterschieden ihrer Schülerinnen und Schüler befasst sind.
In den letzten zehn Jahren hat sich der Hamburger Schulhausroman zu einem eigenständigen Format entwickelt, das auf die Hamburger Schullandschaft abgestimmt ist und weitere Kooperationen ermöglicht. Bislang sind 60 Romane entstanden.
Kategorie II: Angebote für 17- bis 25-Jährige
„Mission Klinik“ - Ein Tag Deutsch vor der Ausbildung #Escape Room zur Sprachförderung in der Pflege
Projektträger: passage gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit und Integration mbH, Hamburg
Projektlaufzeit: 01.01.2023 bis 31.12.2023
Hauptpreis: 25.000 Euro
Junge Menschen für einen Berufsweg in der Pflege zu begeistern und gleichzeitig relevante Sprachkompetenzen aufzubauen, ist eine große Herausforderung. Mit „Ein Tag Deutsch – vor der Ausbildung. #Escape Room zur Sprachförderung in der Pflege“ soll der Auftakt für eine Reihe von sprachförderlichen digitalen Escape Rooms gemacht werden. Das digitale Tool soll auf spielerische und realitätsnahe Art dabei unterstützen, sich mit dem Arbeitsalltag an einer Klinik vertraut zu machen. Gekoppelt sind diese Lernräume beispielsweise an Wortfelder, Strukturen, Redemittel, Hör- und Lesetexte, Video- und Audiobeiträge. Quasi nebenbei werden sprachlich-kommunikative, fachliche und soziale Kompetenzen benötigt, durch die die Anwendung integrativer, handlungsorientierter und motivierender Ansätze gewährleistet wird. Reflektiert und vertieft wird gemeinsam im Unterricht mit der Sprachlehrkraft.
Der Escape Room bietet zusammen mit einer Lehrerhandreichung vielfältige Möglichkeiten, Sprachförderung in berufsvorbereitenden Bildungsgängen zu gestalten. Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund werden sich ihrer sprachlich-kommunikativen Kompetenzen bewusst, bauen diese aus und bereiten sich auf berufliche Herausforderungen in einem geschützten Raum individuell vor.

Digitale Berufsfeldbezogene Lese- und Schreibförderung (BeLeSen)
Projektträger: Universität Bremen, PH Weingarten
Projektlaufzeit: 01.07.2022 bis 30.06.2023
Förderpreis: 10.000 Euro
Das Projekt „Digitale Berufsfeldbezogene Lese- und Schreibförderung“ versetzt Lehrende in Übergangs- und Berufsvorbereitungsmaßnahmen in die Lage, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Verbesserung ihrer Lese- und Schreibkompetenz niedrigschwellig zu unterstützen. Mithilfe des Onlineportals „lea.online“ wurden neu verfügbare digitale Fördermaterialien der Alphabetisierungspraxis zugänglich gemacht. „lea.online“ umfasst drei unterschiedliche softwarebasierte Anwendungen. Bei „otu.lea“ stehen verschiedene Testaufgaben in den Bereichen Lesen, Schreiben, Sprachgefühl und Rechnen zur Verfügung. Die zweite Anwendung ist das „lea.Dashboard“. Hier können die Lehrenden die Testergebnisse der Lernenden automatisiert und gleichzeitig differenziert und individuell auswerten. Die „lea.App“ bietet Lernenden die Möglichkeit, eigenständig und im privaten Raum Übungsaufgaben zu lösen und ihre Kompetenzen zu verbessern. Die Anwendungen können miteinander kombiniert oder einzeln verwendet werden.
Ziel ist es, durch dieses Lern- und Diagnoseinstrument die Selbstkompetenz von Menschen mit geringer Literalität sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Grundbildungsbedarf für ihren zukünftigen beruflichen Weg zu stärken und ihre Teilhabechancen zu verbessern.