MEGAFON – Preis der Joachim Herz Stiftung für herausragendes Engagement in der Sprachförderung

Mit diesem Preis unterstützen wir Vielfalt und Kreativität in der Sprachbildung. Teilnehmen kann jede gemeinnützige Organisation, die sich in der Förderung von Sprachkompetenz und Literalität (im Sinne der Teilhabe an einer schriftbasierten Gesellschaft) von Jugendlichen und jungen Erwachsenen engagiert. Ob Textwerkstatt in der Schule, Rap Battle im Jugendhaus oder kreatives Schreiben mit jungen Zugewanderten – alle Ansätze und Konzepte sind willkommen. Besonderen Fokus legen wir auf Vorhaben, die den schriftsprachlichen Ausdruck fördern. Die besten Projekte werden von einer Jury ausgezeichnet.
In Deutschland weist derzeit rund ein Fünftel aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger beträchtliche Schwächen im Umgang mit der Bildungssprache Deutsch auf. Diese jungen Erwachsenen haben große Probleme beim Lesen und Verstehen ebenso wie beim Verfassen einfacher Texte. Sie sind damit in der Wahl ihres individuellen Bildungs- und Berufsweges sowie in den Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe deutlich eingeschränkt.
Während die Sprachförderung in Kindertagesstätten und Grundschulen bereits ausgebaut wurde, mangelt es an spezifischen Angeboten für Lernende in den Sekundarstufen zur Verbesserung ihrer Sprachfertigkeiten – auch wenn das Problem in der Bildungspolitik und bei Schulträgern erkannt und vielversprechende Ansätze erprobt wurden. Mit unserem Preis zur Sprachförderung wollen wir deswegen gezielt Projekte für Jugendliche in weiterführenden Schulen, für Auszubildende sowie junge Erwachsene in Übergangssystemen (z. B. Berufsvorbereitungsklassen) unterstützen.
Preiskategorien und Preisgeld
Der Preis wird jährlich im Spätsommer vergeben in den Kategorien „Sprachförderprojekte für Jugendliche und junge Erwachsene von 10 – 16 Jahren“ und „Sprachförderprojekte für Jugendliche und junge Erwachsene von 17 – 25 Jahren“. In beiden Kategorien wird jeweils ein Hauptpreis in Höhe von 25.000 Euro sowie ein Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro vergeben.

Ausschreibung und Bewerbung
Die Ausschreibung für den Preis erfolgt vom 10. Januar bis 21. März 2022. Es können sich gemeinnützige oder öffentliche Projektträger aus dem gesamten Bundesgebiet bewerben.
Das Projekt kann im schulischen oder außerschulischen Kontext stattfinden, darf aber nicht Teil des Regelunterrichts sein. Es sollte zielgruppen- und wirkungsorientiert konzipiert sein und auf aktuellen Erkenntnissen der Sprachdidaktik beruhen. Großen Wert legen wir außerdem auf eine praxisnahe Umsetzung, die der Zielgruppe des Projekts unmittelbar zugutekommt – primär wissenschaftliche Vorhaben werden nicht ausgezeichnet. Ausführliche Informationen finden Sie in der Ausschreibung.
Sind Sie interessiert? Der Link zum Online-Bewerbungsformular wird zum Bewerbungsstart aktiviert. Ferner benötigen wir noch eine Projektskizze von maximal fünf Seiten (2500 Wörter) sowie einen Finanzierungsplan von Ihnen. Vorlagen hierfür finden Sie ebenfalls im Bewerbungsformular.
Wenn Sie regelmäßig über den Preis informiert werden möchten, können Sie sich hier in unseren Verteiler eintragen.
Die Auswahl
Eine Jury aus Expertinnen und Experten für Sprache und Bildung entscheidet über die besten Bewerbungen und erstellt eine Shortlist. Die Jury kürt in einer gemeinsamen Sitzung die Preisträgerinnen und Preisträger, die Preisverleihung findet im Spätsommer in Hamburg statt. Alle Projekte auf der Shortlist werden zur Preisverleihung eingeladen und können sich bei der begleitenden Fachkonferenz präsentieren und vernetzen.
- Anant Agarwala, freier Journalist, Paris
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Prof. Dr. Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung Mainz
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Julia Freienberg, DaZ-lerin, Junges Literaturhaus Hamburg
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Dr. des. Aylin Karabulut, Universität Duisburg-Essen, Employers for Equality GmbH
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Anja Kittlitz, SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH München
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Karin Küßner, Leiterin Koordinierungsstelle der AlphaDekade im Bundesinstitut für Berufliche Bildung, Bonn
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Anna Meister, ZuBaKa gGmbH Frankfurt a.M.
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Prof. Dr. Astrid Neumann, Professur für Didaktik der deutschen Sprache, Leuphana Universität Lüneburg
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Martina Reynders, Leitung Zentrum für Sprachbildung Berlin
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Ralf Schweikart, Vorstandsvorsitzender Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., München
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Dr. Trang Schwenke-Lam, Geschäftsführerin Schotstek Hamburg
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Philip Oprong‘ Spenner, Lehrer und Autor, Hamburg

Kategorie I: Angebote für 10-16-jährige
Sprungbrett zum Schulabschluss!
Projektträger: ZuBaKa gGmbH Frankfurt a.M., Hessen
Projektlaufzeit: 01.06.2021 bis 31.08.2023
Hauptpreis: 25.000 Euro
Innerhalb der nächsten beiden Schuljahre (2021 bis 2023) werden insgesamt 120 Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 9 im Raum Frankfurt/Offenbach mit besonderem Sprachförderbedarf auf ihrem Weg zum Hauptschulabschluss begleitet. Die abschlussgefährdeten und oftmals zugewanderten Jugendlichen, für die das schulische System in der aktuellen Form eine große Herausforderung darstellt, erhalten ein Stipendium und werden aus einer Verbindung von Sprachförderung und Prüfungsvorbereitung unterstützt. Es finden regelmäßig Projekteinheiten am Nachmittag, Workshops am Wochenende und Feriencamps statt. Mit methodischen, sprachlichen und sozialen Trainings entdecken die Jugendlichen ihre eigenen Stärken und Ressourcen. Außerdem gewinnen sie an Selbstbewusstsein und entwickeln dabei eine Perspektive über die Schule hinaus.

Sprachforscher an der weiterführenden Schule
Projektträger: InSL e.V. Friedrichsdorf, Hessen
Projektlaufzeit: 17.05.2021 bis 31.07.2022
Förderpreis: 5.000 Euro
Der InSL e. V. initiiert zusammen mit der Philipp-Reis-Schule im Hochtaunuskreis (einer der größten Gesamtschulen in Hessen) ein Projekt zur Schreib- und Leseförderung für potenziell leistungsfähige Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in den Klassenstufen 5 bis 8.
In dem Projekt arbeiten ausgebildete Sprachtrainer mit den Schülerinnen und Schülern in Kleingruppen sowie im Regelunterricht an einer linguistisch fundierten Sprachbildung. Bei den Trainings geht es um die funktionelle Vermittlung der Schriftsprachkompetenz und um die Beseitigung bestimmter alters-, schulzweig- und klassenstufenabhängiger Stolpersteine im Curriculum der Schule. Die Lernenden werden auf Basis ihrer Ressourcen betrachtet, um ihnen das sprachliche Wissen zu vermitteln, das sie für eine bessere Teilhabe und den Erfolg im Schulunterricht benötigen.
Die Lehrkräfte der kooperierenden Einrichtungen nehmen an Fortbildungsveranstaltungen des Vereins teil. Durch diese enge Zusammenarbeit wird eine nachhaltige Wirkung auf die Lern- und Lehrkultur in der Schule ermöglicht.

Exploratives Lernen
Projektträger: Arbeiterwohlfahrt KV Mühlheim/Ruhr e.V., Nordrhein-Westfalen
Projektlaufzeit: 01.10.2021 bis 31.05.2022
Förderpreis: 5.000 Euro
Das „Explorative Lernen“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (Realschule) mit Zuwanderungsgeschichte im Alter von 10 bis 17 Jahren aus dem Raum Mülheim an der Ruhr.
Ziel ist die Förderung der Literalität und Sprachkompetenz von Jugendlichen durch eigene Beobachtungen und entdeckendes Lernen in verschiedenen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes. In Workshops, die innerhalb von zwölf Wochen stattfinden, entstehen auf naturwissenschaftlicher Basis Texte mit entsprechenden Fachtermini. Durch das Projekt wird das Interesse an den Naturwissenschaften geweckt und die Angst vor dem Schreiben in der dafür notwendigen Fachsprache abgebaut. Für viele Jugendliche ist dies eine Weichenstellung für den Besuch der Oberstufe oder eines Berufskollegs.

Kategorie II: Angebote für 17-25-jährige
Kompetenztrainings für neuzugewanderte Jugendliche
Projektträger: SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH München, Bayern
Projektlaufzeit: 01.12.2020 bis 30.06.2022
Hauptpreis: 25.000 Euro
Neue Trainingsmaterialien sollen neuzugewanderte Schülerinnen und Schülern im Alter von 16 bis 20 Jahren dabei unterstützen, ihre kommunikativen, bildungssprachlichen und sozio-emotionalen Kompetenzen zu stärken, die sie für einen erfolgreichen Bildungsverlauf und Übergang ins Arbeitsleben benötigen. Lehrende erhalten einen Einführungsworkshop, in dem sie für die besonderen Bedarfe von Neuzugewanderten im Übergang von der Schule in den Beruf sensibilisiert und in die Lehrmaterialien eingeführt werden. Darüber hinaus erhalten sie praktische Tipps für den Unterricht. Ziel ist es, durch eine Kombination aus sprachfördernden, interaktiven, kooperativen und handlungsorientierten Elementen das fachliche und soziale Lernen erfolgreicher zu machen. So werden beispielsweise in Rollenspielen verschiedene verbale und nonverbale Kommunikationsarten trainiert oder in der Gruppe wird der eigene Berufsfindungsprozess kritisch reflektiert. Für den Einsatz im Unterricht werden ein Leitfaden sowie Online-Tutorials erstellt. Nach umfangreicher Pilotierung werden die Materialien an 30 Schulen in drei Bundesländern implementiert und über das Onlineportal schlau-lernen.org kostenlos für Schulen in ganz Deutschland verfügbar gemacht.
Sprachförderung für geflüchtete Auszubildende
Projektträger: Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V. Bonn, Nordrhein-Westfalen
Projektlaufzeit: 01.09.2021 bis 28.02.2023
Förderpreis: 5.000 Euro
Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V. bietet ab Sommer 2021 einen neuen Azubi-Kurs in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis an. Die Jugendlichen im Alter von 14 bis 27 Jahren werden durch die ersten anderthalb Jahre ihrer Berufsausbildung mit einem Kurs begleitet, der pro Woche eine 90-minütige Sprachförderung umfasst. Dadurch sollen die Auszubildenden einen bewussten und eigenständigen Umgang mit Texten und Strategien erwerben. Der Kurs fördert die Auseinandersetzung mit Fach- und Bildungssprache und erweitert die insbesondere für Prüfungen relevanten schriftsprachlichen Kompetenzen. Für ein erfolgreiches Lernen werden verschiedene Methoden angewendet, wie zum Beispiel leicht verständliche Darstellungsformen (Zeichnungen, Mindmaps) oder die 3- bzw. 5-Schritt-Lesemethode. Mit dem Deutschunterricht in Kleingruppen sowie ehrenamtlicher Einzelnachhilfe erweitern die Jugendlichen nicht nur ihre sprachlichen und fachlichen, sondern auch ihre persönlichen Kompetenzen für die zweite Hälfte ihrer Ausbildung.

Sprachologie
Projektträger: Kindersprachbrücke Jena e.V., Thüringen
Projektlaufzeit: 01.10.2021 bis 30.06.2022
Förderpreis: 5.000 Euro
Mit dem außerschulischen Projekt „Sprachologie“ sollen die kreativen und schriftsprachlichen Kompetenzen von jungen Zugewanderten in Jena im Alter von 17 bis 25 Jahren gefördert werden. Durch die professionelle Anleitung und das Peer-to-Peer-Prinzip erarbeiten sie sich gemeinsam Strategien zum Verfassen von Texten und unterstützen sich gegenseitig. Wichtig ist dabei, dass ein angstfreier Raum besteht – dafür zu sorgen ist eine Aufgabe der Kursleitung. Das Vorhaben ist in seiner Modellphase für eine Gruppengröße von acht bis zehn Teilnehmenden ausgelegt. Die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer lernen zusammenhängende fachsprachliche Texte zu formulieren – eine wesentliche Voraussetzung, um einen Bildungsabschluss zu erlangen. Die Übungen finden in Kombination mit Techniken des kreativen Schreibens statt.

Sonderpreis
Wortschatz für Fachunterricht App (WoFApp) - Baustein zur Teilhabe in der beruflichen Bildung
Projektträger: Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz, Speyer
Projektlaufzeit: 04.05.2020 bis 01.08.2022
Sonderpreis: 5000 Euro
Ein begrenzter Wortschatz ist das größte Hindernis auf dem Weg zur Teilhabe an Bildung. Durch die WoFApp sollen Schülerinnen und Schüler in berufsbildenden Schulen einen aktiven Zugang zu ihrem neu zu erlernenden beruflichen Wortschatz aufbauen. Die Lehrkraft oder Förderlehrkraft richtet für ein Thema im Fachunterricht einen Bereich in der WoFApp ein, in den die Lernenden während und nach dem Unterricht wichtige Wörter und Ausdrücke zu diesem Thema über ein Endgerät in die App eingeben können. Die Begriffe und Ausdrücke werden in Fach- und Allgemeinwortschatz-Fenster aufgeteilt. Zugriff auf die App haben sowohl Lernende als auch Lehrkräfte.
Eine Unterstützung des fachlichen Lernens mit Wortschatzarbeit soll die Schülerinnen und Schüler zur Beschäftigung mit anspruchsvollen Texten motivieren. Da die Fachlehrkräfte eingebunden sind, wird die systematische Wortschatzarbeit in den Unterricht hineingeholt. Die Förderung ermöglicht der Zielgruppe, die einmal gelernte systematische Arbeit am Wortschatz als Problemlösungswerkzeug für das lebenslange Lernen einzusetzen und sich am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen.