Impulse für Gründung und Transfer aus Atlanta

Zehn Add-on Fellows reisten nach Atlanta (USA), erlebten die Gründungskultur vor Ort und brachten neue und frische Ideen mit nach Deutschland.

Foto: Portal Innovation

Während des „Joachim Herz Entrepreneurship Program“ vom 3.10. bis 10.10.2025 konnten zehn aktuelle und ehemalige Add-on Fellows in die amerikanische Innovations- und Gründungskultur eintauchen, ihre unternehmerischen Fähigkeiten weiterentwickeln und wertvolle Kontakte knüpfen. Sie erlebten, wie selbstverständlich Wissenschaft, Unternehmertum und gesellschaftlicher Nutzen in den USA zusammengedacht werden. 

Bei Workshops mit der Transferstelle des Georgia Institute of Technology „Create-X“ und im Austausch mit Gründer: innen, z.B. im Joachim Herz Haus in Covington bei Atlanta lernten die Fellows, wie aus Ideen tragfähige Geschäftsmodelle entstehen. Die Teilnehmenden schärften ihre unternehmerische Entscheidungsfähigkeit und ihren Blick für Risiko, Innovation und bewusste Entscheidungsprozesse und nahmen jede Menge Impulse für ihre eigenen Projekte mit.

 

Frühzeitiger Austausch als Schlüssel zum erfolgreichen Transfer

Ein wichtiges Learning: In den USA werden Innovationen in einem frühen Stadium gemeinsam gedacht – mit allen, die später davon profitieren sollen. „Besonders beeindruckt hat mich die konsequente Einbindung von „Customer Discovery“ und nutzerzentriertem Denken in den Innovationsprozess,“ so Fellow Cristina Mihale-Wilson, die an einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis arbeitet, die KI-basierte Wissensnutzung erleichtern soll.

An Universitäten wie der Georgia Tech gehört der Dialog mit Stakeholdern – von Anwender:innen bis zu politischen Akteuren – selbstverständlich dazu. „Ziel ist es, das zugrundeliegende Problem wirklich zu verstehen, Hypothesen zu überprüfen und die eigene Produkt- oder Transferidee zu validieren, noch bevor überhaupt über ein konkretes Produkt gesprochen wird,“ so Mihale-Wilson. „Frühzeitige Rückmeldungen aus verschiedenen Perspektiven helfen nicht nur, Annahmen zu hinterfragen, sondern auch, den gesellschaftlichen Nutzen und die Transferwirkung einer Idee präziser zu erfassen.“

 

Institutionelle Unterschiede zwischen Deutschland und den USA

In der Praxis gibt es zum Beispiel an der Georgia Tech ein eigenständiges Entrepreneurship-Programm, das allen Studierenden offensteht und diese aktiv anspricht. Unternehmertum ist in den USA im akademischen Alltag fest verankert und in ein aktives Umfeld aus Inkubatoren, Investor:innen und Förderprogrammen eingebettet. „So ergeben sich Netzwerkeffekte, die es Start-ups auf ihrem Weg leichter machen,“ erklärt Johannes Striebel. Besonders beeindruckte ihn der klare Anwendungsfokus: „Schon früh wird geprüft, welches Problem gelöst wird und wie sich der wissenschaftliche Ansatz in einen klaren Nutzen übersetzen lässt.“

 

Zwischen Struktur und Experiment – zwei Innovationskulturen

Während in den USA der Problem-Solution-Fit im Mittelpunkt steht, liegt der Fokus in Deutschland oft stärker auf dem Business Model und dem Pitch. „Die Teams dort werden ermutigt, zu experimentieren, früh Feedback einzuholen und aus Fehlern zu lernen,“ berichtet Cristina Mihale-Wilson. In Deutschland hingegen würden Ideen oft theoretisch ausgearbeitet und in überzeugenden Präsentationen vorgestellt, während der direkte Austausch mit Stakeholdern und die iterative Validierung manchmal zu kurz kämen.

„In Deutschland ist das Ökosystem strukturierter und langfristiger angelegt, aber Programme wie das der Joachim Herz Stiftung helfen, genau diese Mentalität des schnellen Experimentierens und Lernens stärker zu verankern,“ betont Hendrik Mahlkow und ergänzt: „Besonders wertvoll war der praxisnahe Austausch mit Gründer:innen, die ihre eigenen Erfahrungen aus dem Aufbau von Startups geteilt haben. Die Kombination im US-amerikanischen Ökosystem aus wissenschaftlicher Tiefe und unternehmerischem Pragmatismus ist in Deutschland kaum zu finden.“

Auch das gesellschaftliche Selbstverständnis der Innovation unterscheide sich spürbar: „In den USA ist die Gründungskultur insgesamt risikofreudiger und es herrscht eine größere Akzeptanz dafür, dass Scheitern Teil des Innovationsprozesses ist,“ so Johannes Striebel. Die in den USA erlebte Haltung des „try out a lot, fail fast, learn faster“ beschreibt Mihale-Wilson als zentralen Unterschied: „Diese Mentalität fördert Mut, Tempo und Offenheit. Ich möchte sie künftig noch stärker in meine eigene Arbeit integrieren: früh, systematisch und dialogorientiert mit Stakeholdern arbeiten, um Transferideen von Beginn an marktnah und wirkungsorientiert zu gestalten.“

Weitere Unterstützung: Aktuell bieten wir für unsere aktuellen und ehemaligen Add-On Fellows eine Kick-Start-Förderung an.

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