Klima- und Moorbodenschutz durch Photovoltaik
Moorwissenschaftlerin Monika Hohlbein im Gespräch
Rund 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen aus dem Landwirtschaftssektor entstehen durch die Zersetzung von Torf in entwässerten Mooren. Um diese Emissionen zu reduzieren, müssen trockengelegte Moorböden wiedervernässt werden.
Das von uns geförderte Forschungsprojekt "Moor-Photovoltaik" an der Universität Greifswald untersucht, wie durch Photovoltaikanlagen auf Moorflächen eine wirtschaftliche Perspektive geboten werden kann und gleichzeitig klimaschutzbezogene und ökologische Potenziale ausgeschöpft werden können.
Monika Hohlbein, Moorwissenschaftlerin am Greifswald Moor Centrum, erklärt, welche Chancen das Forschungsprojekt birgt.
Liebe Frau Hohlbein, was passiert im Projekt und was ist das Neue daran?
Monika Hohlbein: Die Idee unseres Forschungsprojektes ist es, die Wiedervernässung von Mooren und den Ausbau von Erneuerbaren Energien zu verbinden und damit mindestens einen Win-win-Situation für den Klimaschutz zu erzielen. Die Wiedervernässung von Mooren stoppt CO₂-Emissionen, die aus den trockengelegten Torfen unweigerlich weiter entstehen würden und durch die Solarenergie gewinnen wir Strom, der dann nicht mehr aus fossilen Quellen produziert werden muss.
Um Wirksamkeit und Tragfähigkeit des Projekts zu prüfen, wollen wir die Treibhausgasemissionen, sowie die durch die Photovoltaikanlagen entstehenden Effekte auf die Biodiversität untersuchen und messen. Zudem werden ökonomische Gesichtspunkte innerhalb des Projektes betrachtet. Bisher fehlen uns die wissenschaftlichen Grundlagen und die praktischen Erfahrungen, um Photovoltaikanlagen auf Moorflächen umfassend bewerten zu können. Durch die Förderung der Joachim Herz Stiftung können wir nun daran arbeiten, erste wissenschaftliche Grundlagen zum Thema zu schaffen.
Wo findet das Projekt statt?
Monika Hohlbein: Wir wollen vorhandene Photovoltaikanlagen auf Moorflächen untersuchen, oder solche, welche sich gerade in Planung befinden. Unser Fokus liegt auf entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Moorböden, welche im Zuge der Nutzung durch die Anlagen wiedervernässt werden – hier sind die Torfböden in der Regel stark degradiert. Zudem sollten die Flächen außerhalb von naturschutzfachlich geschützten Gebieten liegen.
Wie sieht die Arbeit konkret aus?
Monika Hohlbein: Wir arbeiten in den drei Schwerpunktthemen Treibhausgasemissionen, Biodiversität und Ökonomie. Die Treibhausgasemissionen sollen auf der Fläche konkret gemessen werden. Damit gewinnen wir Erkenntnisse, ob die Photovoltaikanlagen die Treibhausgas-Emissionen beeinflussen. Beispielsweise könnte die Beschattung zu einer verringerten Verdunstung und somit zu höheren Wasserständen führen, was sich emissionsmindernd auswirken könnte. Erhöhte Temperaturen unter den Paneelen könnten jedoch auch gegenteilige Effekte bewirken.
Zudem wollen wir herausfinden, welchen Einfluss solche Anlagen auf die Entwicklung einer moortypischen Biodiversität nach der Wiedervernässung haben und ob Torfbildung, also die erneute Speicherung von Kohlenstoff im Torfboden, wieder stattfinden kann. Da bei den Anlagen mit zusätzlichen Kosten durch die Wiedervernässung zu rechnen ist, aber auch ein zusätzlicher Nutzen durch die Einsparung von CO₂-Emissionen entsteht, ist für uns auch die ökonomische Betrachtung des Themas wichtig und spannend.
Was erhoffen Sie sich von der Arbeit?
Monika Hohlbein: Eine nachhaltige Nutzung von Moorböden kann nur auf nassen Moorböden stattfinden, da der Boden ansonsten degradiert, also irreversibel geschädigt wird. Durch den großen Handlungsbedarf, Moore auch im Rahmen des Klimaschutzbemühungen großflächig und zügig wiederzuvernässen, braucht es dringend eine Auswahl an alternativen Nutzungskonzepten für diese Flächen und entsprechende Anreize für einen Umstieg. Photovoltaikanlagen auf Moorflächen könnten hier eine Möglichkeit und idalerweise auch Türöffner sein. Jetzt müssen jedoch erst einige Fragen bezüglich der praktischen Umsetzung beantwortet werden, beispielsweise solche zur Rückbaubarkeit der Anlagen auf nassen Flächen.
Unser Engagement in Bezug auf Moor- und Klimaschutz
Das Ziel der Joachim Herz Stiftung ist es, die langfristige und vollständige CO₂-Kompensation des Geschäftsbetriebs (carbon neutral) zu gewährleisten. Hierfür setzen wir uns unter anderem für die Vernässung des Peenemünder Moors ein.
Das Photovoltaik-Moor-Projekt der Universität Greifswald passt sehr gut in unsere Bestrebungen und kann eine zukunftsfähige und umweltschonendere Nutzung von Moorflächen gewährleisten.