Drei Stiftungen unterstützen die Digitalisierungsforschung
Fokus auf demokratischer Wandel, Zukunft des Rechts, Unternehmertum und Gesellschaft
Berlin, 15. Oktober 2025 – Die Joachim Herz Stiftung, die Stiftung Mercator und die Stiftung Wissenschaft und Demokratie fördern das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) mit vier Millionen Euro. Erstmals wird das HIIG institutionell von drei Stiftungen gemeinsam unterstützt. Die Förderung schafft die Grundlage für eine thematische Neuausrichtung der zentralen Themenfelder: Demokratischer Wandel und Wissen, Neue Technologien und Zukunft des Rechts sowie Innovation, Unternehmertum und Gesellschaft. Ergänzt wird dieses Profil durch den bereits etablierten Schwerpunkt KI und Gesellschaft. Gemeinsam stellen die vier Forschungsschwerpunkte sicher, dass das HIIG seine wissenschaftliche Expertise wirkungsvoll in die Digitalisierungsforschung einbringen kann. Ziel ist ein agiler Forschungsansatz, der gesellschaftliche Veränderungen frühzeitig erkennt, technologische Entwicklungen kritisch einordnet und Impulse für ihre demokratische Gestaltung gibt. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als fundierte Grundlage für Entscheidungen in der digitalen Transformation.
Ob Künstliche Intelligenz oder Quantencomputer: Mit der fortschreitenden Entwicklung disruptiver Technologien wird die Debatte über ihre gesellschaftliche Dimension und verantwortungsvolle Nutzung immer dringlicher. Umso wichtiger ist eine Forschung, die gemeinsam mit relevanten Akteuren tragfähige Lösungen für die digitale Transformation entwickelt. Das HIIG richtet seine Arbeit deshalb strategisch neu aus und konzentriert sich künftig auf vier Themenfelder:
Demokratischer Wandel und Wissen: Wie verändert sich das Vertrauen in Fakten und demokratische Entscheidungsprozesse im Zuge von tiefgreifender Digitalisierung und welche Bedeutung hat wissenschaftlich produziertes Wissen im demokratischen Diskurs?
KI und Gesellschaft: Wie werden KI-Systeme transparent, reguliert und gemeinwohlorientiert gestaltet und evaluiert und wie wird dabei gesellschaftliche Verantwortung, etwa für Nachhaltigkeit, umgesetzt?
Neue Technologien und Zukunft des Rechts: Wie gestalten sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen technologischen Innovationen und dem Rechtssystem, zum Beispiel von KI-Systemen oder bei der Regulierung von Quantentechnologien?
Innovation, Unternehmertum und Gesellschaft: Wie kann unternehmerisches Handeln stärker in die Gesellschaft eingebunden werden und wie können Unternehmen Verantwortung für eine nachhaltige digitale Transformation übernehmen?
Innerhalb der Forschungsschwerpunkte entwickelt das HIIG laufend neue Projekte und passt Fragestellungen an, um direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen und technologische Innovationen zu reagieren. Im Austausch mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entstehen so fundierte Grundlagen für zukunftsweisende Entscheidungen. Dafür entwickelt das HIIG-Team neue Methoden, die ko-kreatives Arbeiten, gesellschaftlichen Austausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit verbinden. Dazu gehören Zukunftswerkstätten, Multi-Stakeholder-Dialoge oder Reallabore. Diese Formate machen komplexe Fragen greifbar und fördern den Austausch zwischen Praxis und Forschung. So verbindet das Forschungsteam wissenschaftliche Tiefe mit konkreter gesellschaftlicher Wirkung.
Stimmen zur Förderung
Astrid Kuhn, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Wissenschaft und Demokratie: „Digitale Technologien prägen unseren Alltag und beeinflussen zunehmend auch unser politisches Handeln. Beispielsweise setzt der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit unsere Repräsentantinnen und Repräsentanten unter Druck. Zudem erleben wir derzeit, wie verwundbar unsere kritische Infrastruktur ist. Mit unserer Förderung des HIIG schaffen wir Räume für eine unabhängige Digitalisierungsforschung und leisten zugleich einen Beitrag zur Zusammenarbeit der sozialwissenschaftlichen Disziplinen in diesem Bereich. Ich freue mich auf die Kooperation im Konsortium und auf neue Impulse, die unsere Demokratie nachhaltig bereichern und stärken.“
Wolfgang Rohe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator: „Die demokratische Gestaltung der digitalen Transformation braucht kluge Konzepte und robuste Umsetzungsvorschläge. Dafür steht das HIIG. Die digitale Transformation wirft nicht nur neue Fragen für die Forschung auf, sondern verändert auch die Wissenschaft selbst sowie die Rolle von Wissen im demokratischen Prozess. Ich freue mich, dass das HIIG diese Zusammenhänge fortan noch stärker in den Blick nimmt und auch untersucht, wie wir heute zu gesellschaftlich geteilten Entscheidungsgrundlagen kommen.“
Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung: „Das HIIG bringt Forschung und unternehmerische Verantwortung zusammen. Für eine nachhaltige digitale Transformation brauchen wir nicht nur technologische Lösungen, sondern auch einen gesellschaftlichen Geist, der Innovation ermöglicht. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind gefordert, unternehmerischer zu denken – vorausschauend, vernetzt und verantwortungsvoll.“
Wolfgang Schulz, Forschungsdirektor des HIIG: „Wir danken der Stiftung Wissenschaft und Demokratie, der Stiftung Mercator und der Joachim Herz Stiftung ausdrücklich für ihr Vertrauen. Diese Unterstützung gibt uns nicht nur Stabilität, sondern auch die Freiheit, neue Fragen aufzugreifen – gerade dann, wenn sich Technologien disruptiv verändern. Wir können flexibel reagieren, neue Formate erproben und gesellschaftliche Entwicklungen aktiv begleiten.“
Hintergrund: Pionierarbeit in der Digitalisierungsforschung
Das HIIG wurde 2011 als erste deutsche Forschungseinrichtung gegründet, die sich interdisziplinär mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Recht beschäftigt. Bis 2023 wurde es institutionell vor allem durch Google gefördert. Ab 2025 tragen erstmals mehrere gemeinwohlorientierte Stiftungen gemeinsam die Weiterentwicklung. Zusätzlich wirbt das HIIG jährlich rund drei Millionen Euro an Drittmitteln für nationale und internationale Forschungsprojekte ein.
Mit über 500 wissenschaftlichen Artikeln, 60 Büchern und dem europaweit anerkannten Open-Access-Journal Internet Policy Review prägt das HIIG den digitalen Diskurs. Formate wie das KI-Kompass Kartenspiel, Handreichungen zur Data Governance oder interaktive Ausstellungen bringen Forschung direkt zu unterschiedlichen Zielgruppen. Pro Jahr bringt das Institut bei über 60 Veranstaltungen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen. Über 300 Alumni gestalten heute in Ministerien, NGOs, Start-ups und Hochschulen aktiv den digitalen Wandel mit.
Kontakt für Presse
Frederik Efferenn | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de