MINT Nachwuchsbarometer

Wie steht es aktuell um die MINT-Bildung in Deutschland? Dieser Frage geht das MINT Nachwuchsbarometer 2023 nach und legt den enormen Handlungsbedarf zur Stärkung der Bildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik offen.

Der bundesweite Trendreport zeigt, Mädchen sowie neu zugewanderte Kinder haben große Leistungsrückstände. Bei ausländischen Studierenden sind deutsche Hochschulen und ihr MINT-Angebot sehr beliebt – ein Ergebnis, aus dem sich Motivation schöpfen lässt.


Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Nachwuchssorgen bei MINT-Frauen

Die Geschlechterunterschiede bei den mathematischen Leistungen nahmen während der letzten zehn Jahre erheblich zu. In der 4. Klasse haben Jungen gegenüber Mädchen einen Leistungsvorsprung von rund 15 Lernwochen. In der MINT-Ausbildung ist nur eine Frau unter acht Auszubildenden, im dualen MINT-Studium beträgt der Frauenanteil nur 20 Prozent.

Mathematische Schulleistungen sinken weiter

Jedes fünfte Kind startet mit geringen mathematischen Kompetenzen in den Unterricht der weiterführenden Schule. Der Anteil der leistungsschwachen Kinder hat sich seit 2011 nahezu verdoppelt.

Kinder mit Migrationshintergrund besonders benachteiligt

Der Leistungsabstand in Mathematik von Kindern mit Migrationshintergrund der ersten Generation zu Kindern ohne Migrationshintergrund entsprach 2021 fast eineinhalb Schuljahren.

Handlungsbedarf im Fach Informatik

Obwohl mehr Schüler:innen in der Oberstufe Informatik als Leistungskurs oder Profilfach wählen, bleiben sie prozentual eine Nischengruppe.

Langfristiger Lehrkräftemangel

2021 begannen bundesweit zwölf Prozent weniger Studierende ein MINT-Lehramtsstudium als im Vorjahr – in der Informatik beträgt der Rückgang sogar 23 Prozent. In den kommenden zehn Jahren werden bis zu 100.000 Lehrkräfte fehlen.


Interesse, Selbstvertrauen, Leistung – wachsende Unterschiede je nach Geschlecht

Laut der Bildungsforschung zeigen Mädchen ein geringeres Selbstvertrauen und Interesse gegenüber Mathematik als Jungen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich Jungen eher überschätzen und Mädchen sich in Bereichen, die nach traditionellem Rollenbild nicht zu ihrer Identität passen, stärker unterbewerten. Mädchen entwickeln demnach insbesondere Interesse an Mathematik, wenn die Aufgaben eng an ihre Lebenswelt anknüpfen.

3 Prozent mehr Frauen schlossen 2021 ihr MINT-Studium im Vergleich zu 2016 ab.

Die Sensibilisierung von Lehrkräften und Role Models können dazu beitragen, die Motivation und das Selbstvertrauen von Mädchen zu steigern. Besonders gut gelingt die Identifikation mit Role Models und ihren Wegen zum Erfolg, wenn der Erfolg für Mädchen nachvollziehbar und realistisch ist.

Weitere Erkenntnisse

  • Geschlechterstereotype Kurswahlen in der Sekundarstufe II halten an: Mädchen entscheiden sich häufiger für Biologie als Jungen. In Physik und Informatik sind sie jedoch in der Unterzahl.
  • Seit 2016 steigt der Frauenanteil unter den Absolvierenden in den MINT-Fächern leicht an.

Dringend gesucht: MINT-Lehrkräfte

Ursache für die gegenwärtig sinkende Zahl der Erstsemester im MINT-Lehramtsstudium ist die demografische Entwicklung. Im Jahr 2021 nahmen in Deutschland die Zahlen aller Studienanfängerinnen und -anfänger um rund vier Prozent ab. Mit zwölf Prozent weniger Studierenden im MINT-Lehramtsstudium wirkt sich dort der Rückgang jedoch besonders stark aus.

94 Prozent der neu benötigten Lehrkräfte im Fach Informatik werden im Jahr 2030 in Nordrhein-Westfalen fehlen.

Eine Kehrtwende des negativen Trends wird statistisch betrachtet erst mit dem Studienbeginn der geburtenstärkeren Jahrgänge ab 2011, also etwa im Jahr 2030/31 möglich. Je nach Berechnungsgrundlage werden in den kommenden zehn Jahren zwischen 40.000 und weit über 100.000 Lehrkräfte bundesweit fehlen. Betroffen sind davon vor allem die MINT-Fächer. Die Prognosen zeigen beispielsweise für Nordrhein-Westfalen, dass bis zum Schuljahr 2030/31 nur ein Drittel der neu benötigten Lehrkräfte für den MINT-Unterricht zur Verfügung stehen werden. Die größten Bedarfe ergeben sich in den Fächern Technik und Informatik.


Weitere Erkenntnisse

  • Die Zahl der inländischen Studienanfänger:innen in MINT-Fächern sank 2021 um zehn Prozent, die der ausländischen Studienanfänger:innen in diesen Fächern nahm um rund zehn Prozent zu.
  • MINT-Studiengänge sind beliebt. Im Jahr 2021 haben 38 Prozent der Erstsemester ein MINT-Studium gewählt. Der Anteil ausländischer Studierender ist in den MINT-Studiengängen am größten.

MINT Nachwuchsbarometer: Download

Das MINT Nachwuchsbarometer sammelt und kommentiert die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Nachwuchssituation im MINT-Bereich – von der schulischen Bildung bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. 

Sie haben die Möglichkeit, Printexemplare des MINT Nachwuchsbarometer 2023 zu bestellen. Wir senden Ihnen die Publikation innerhalb Deutschlands kostenfrei zu.

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Über das MINT Nachwuchsbarometer

Der bundesweite Trendreport wird von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung gemeinsam herausgegeben und vom IPN – Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erstellt.

Der kompakte Überblick liefert eine fundierte Entscheidungshilfe für die Verantwortlichen in Bildung, Politik und Wirtschaft und trägt so zu einer nachhaltigen Stärkung der MINT-Situation in Deutschland bei.


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