Deutschland braucht mehr Ausgründungen aus der Wissenschaft

Forschungsprojekt untersucht erstmals wissenschaftliche und unternehmerische Identitäten an Universitäten
Deutschland ist weltweit einer der Topstandorte für Spitzenforschung und Europas wettbewerbsfähigstes Land. Trotzdem liegt Deutschland als Gründungsstandort weit hinter anderen innovationsbasierten Volkswirtschaften zurück. Insbesondere die deutschen Universitäten schöpfen ihr unternehmerisches Potential noch nicht voll aus. Dabei könnte die Gesellschaft vom Know-how der ForscherInnen profitieren – z. B. durch neue Produkte, Dienstleistungen oder Arbeitsplätze.
Für WissenschaftlerInnen kann die Gründung eines Unternehmens ein vielversprechender Karriereweg sein. Paradox ist, dass die Einschätzung der Gründungschancen in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich steigt, die Zahl der Gründungen jedoch nicht. Liegt es an der herausfordernden Transformation von Wissenschaftlern zu Unternehmern, deren unterschiedlichen Identitäten bzw. Mindsets?
Gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung wollen Prof. Dr. Dr. Holger Patzelt und Prof. Dr. Nicola Breugst vom TUM Entrepreneurship Research Institute aus München genau das herausfinden. Ihr Forschungsprojekt „wissenschaftliche und unternehmerische Identitäten an Universitäten“ untersucht erstmals relevante, aber bisher vernachlässigte, psychologische Prozesse akademischer Ausgründungen. Dafür haben Deutschlands renommierteste Entrepreneurship-Forscher ein interdisziplinäres Team aus der Gründungsforschung, Psychologie und Anthropologie zusammengestellt.
Die Wissenschaftler beobachten und befragen in den nächsten drei Jahren studentische Gründungsteams. Sie wollen beschreiben, wie Wissenschaftler zu Gründern werden und verstehen, welche Einflüsse diesen Prozess unterstützen oder hemmen. Gleichzeitig geht es um das Verständnis, wie interdisziplinäre Gründungsteams erfolgreich zusammenarbeiten, Kompromisse finden und gemeinsame Firmenwerte entwickeln. Ein weiteres Ziel ist es herauszufinden, warum manche Lehrstühle mehr Gründungen hervorbringen als andere.
Das Projekt ist 2018 gestartet, läuft über drei Jahre und wird von der Joachim Herz Stiftung gefördert. Die Ergebnisse sollen helfen zu verstehen, wie Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft entstehen und gefördert werden können. Es sollen Lehr- und Trainingsformate entwickelt werden, die Wissenschaftler im universitären Umfeld gezielt unterstützen.
Foto:UnternehmerTUM GmbH, Astrid Eckert / TU München