Geschlechtsspezifisches Wettbewerbsverhalten Welchen Einfluss hat die soziale Komponente?
Frauen verdienen weniger als Männer. Dies ist so allgegenwärtig, dass wir bereits einen eigenen Namen dafür haben: „Gender Pay Gap“. Außerdem erreichen Frauen schwieriger eine Führungsposition und „Frauenquoten“ sind eine allgegenwärtige Maßnahme um die Chance zu erhöhen. Aber was ist der Grund dafür? Selbst bei gleicher Qualifikation oder Berufserfahrung verdienen Frauen und Männer unterschiedlich viel und bekleiden unterschiedlich häufig eine Führungsposition.
Eine mögliche Ursache für diese geschlechtsspezifischen Unterschiede ist, dass sich Frauen weniger von leistungsabhängigen Vergütungen wie Bonuszahlungen beeinflussen lassen. Eine andere, dass Frauen lieber Tätigkeiten wählen, bei denen die Vergütung zwar geringer ist, sie sich aber nicht ständig mit anderen Kollegen – beispielsweise in einem Mitarbeiterranking – vergleichen müssen. Dass diese Unterschiede existieren, haben Wissenschaftler anhand von verhaltensökonomischen Laborexperimenten herausgefunden. Allerdings ist fraglich, ob diese Unterschiede die tatsächlichen Phänomene auf dem Arbeitsmarkt erklären. Denn die Laborsituationen unterscheiden sich von typischen Situationen im Arbeitsalltag dadurch, dass die Kommunikation typischerweise anonym und nicht persönlich von Angesicht zu Angesicht stattfindet.
Gerade persönliche Kommunikation ist aber geschlechtsspezifisch. So belegen sozialpsychologische Studien, dass Frauen über bessere kommunikative Fähigkeiten verfügen und eine größere Empathie besitzen als Männer. Möglicherweise ist dies ebenfalls ein Grund, warum Frauen weniger nur an sich denken, Situationen anders abwägen und deshalb auch weniger verdienen? Inwiefern das unterschiedliche Kommunikationsverhalten mit den Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt zusammenhängt, ist die Kernfrage dieser Studie. Die Ergebnisse sollen dabei nicht nur beobachtbare Phänomene wie den „Gender Pay Gap“ erklären. Sie helfen auch, in der Praxis den Arbeitsmarkt chancengleicher und Eingriffe wie die „Frauenquote“ effektiver zu gestalten.
Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Recht (Berlin) erhalten eine Förderung für die Durchführung dieser Studie in den Jahren 2017 bis 2021.