Minimal Interventions in Deutschland

Die Motivation von Schülerinnen und Schülern, aktiv und zuverlässig am Unterricht teilzunehmen und sich mit schulischen Inhalten auseinanderzusetzen, ist von unterschiedlichen Einflüssen abhängig. Negative Selbstbilder können gerade bei benachteiligten Schülerinnen und Schülern zu dauerhaften und schwerwiegenden Beeinträchtigungen ihrer schulischen Leistungen führen. Insbesondere Annahmen über persönliche Eigenschaften und ob diese als veränderbar wahrgenommen werden oder nicht, Überzeugungen hinsichtlich des Nutzens, den schulische Lerninhalte haben, aber auch Vorstellungen davon, was für eine Person man später einmal sein will, können beeinflussen, wie die Schülerinnen und Schüler mit schulischen Inhalten und herausfordernden Lernsituationen umgehen.
Mit sogenannten Minimal Interventions (auch Brief Interventions oder Wise Interventions genannt) bietet die Psychologie neue Ansätze, die unter anderem darauf abzielen, verschiedenen negativen Selbstbildern bei Schülerinnen und Schülern entgegenzuwirken und sie aktiv darin zu bestärken, nachhaltig positivere Selbstbilder zu entwickeln. Mit vergleichsweise geringem Aufwand vor Ort soll der Lern- und Bildungserfolg insbesondere von benachteiligten Schülerinnen und Schülern dadurch dauerhaft verbessert werden. Verschiedene Ansätze wurden in den USA bis zur Praxisreife entwickelt, ihre Wirksamkeit wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien empirisch belegt.
Ziel des Forschungsteams um Dr. Heike Dietrich und Prof. Dr. Birgit Spinath an der Universität Heidelberg ist die Erprobung und Etablierung von Minimal Interventions in Deutschland. Zunächst geht es um die Frage, welche Ansätze sich besonders gut für den Einsatz in Schulen in Deutschland eignen. Dabei sollen die bisherigen, zumeist textbasierten Ansätze aus den USA um mediale Inhalte erweitert werden, um eine besonders effektive und zielgruppengerechte Ansprache zu ermöglichen. Auf dieser Grundlage soll schließlich ein standardisiertes Programmformat entwickelt werden, das sich einfach und kostengünstig in einer größeren Anzahl von Schulen realisieren lässt und Schülerinnen und Schülern bei der Entwicklung positiverer Selbstbilder unterstützt.