Physikpreisträger Rubakov verstorben

Für seine wegweisende Forschung zur Entstehung des Universums erhielt der russische Physiker 2020 den Hamburger Preis für Theoretische Physik. Rubakov gehörte zu den anerkanntesten zeitgenössischen russischen theoretischen Physikern. Er deckte ein breites Forschungsfeld ab und galt als Experte in der Quantenfeldtheorie, der Elementarteilchenphysik und der Kosmologie.
Seine Forschung lieferte wertvolle Beiträge zum Verständnis der Zeit kurz nach dem Urknall und der weiteren Entwicklung unseres Kosmos – und damit zur Frage, warum sich Planeten und auch unsere Existenz auf der Erde überhaupt entwickeln konnten. Nicht nur unsere Sicht auf das Universum prägte Rubakov maßgeblich. Mit seiner Forschung gab er weitreichende Impulse in vielen Bereichen der theoretischen Physik. Die von ihm aufgeworfenen theoretischen Fragen treiben noch immer Forschungsaktivitäten in der theoretischen Physik an.
„Ich bin bestürzt über den plötzlichen Tod von Valery Rubakov, den ich im letzten Jahr bei unserer Preisverleihung auch persönlich kennenlernen durfte. Er ist nicht nur ein herausragender Wissenschaftler gewesen, sondern auch ein sehr warmherziger, humorvoller und weltoffener Mann, der seine Heimat liebte und sich gerade deswegen auch nicht scheute, öffentlich Kritik an den politischen Verhältnissen in Russland zu üben“, so Nina Lemmens, Programmvorständin der Joachim Herz Stiftung.
Die Freiheit, anders zu denken
Valery Rubakov, geboren 1955, hat Physik an der Lomonosov Universität in Moskau studiert und wurde 1981 am Institut für Kernforschung promoviert. 1987 wurde er dort Vizedirektor der Forschung und 1994 leitender Wissenschaftler. Er war seit 1998 Vollmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau und seit 2015 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Für seine Forschungen erhielt Rubakov zahlreiche Preise. Hamburg war Rubakov als korrespondierendes Mitglied der Hamburger Akademie der Wissenschaften besonders verbunden.
Valery Rubakov zeichnete sich auch durch seine politische Haltung im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine aus: Er unterzeichnete einen Offenen Brief, mit dem sich russische Wissenschaftler:innen, Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten gegen den Krieg aussprechen.
Über seine Arbeitsweise sagte Rubakov: „Ich mag es, dahin zu gehen, wo noch nicht so viel los ist". Genau diese Haltung, auch abseits der bekannten Forschungsthemen zu denken, hat die Jury des Hamburger Preis für Theoretische Physik begeistert. Denn damit brachte Valery Rubakov auch immer wieder neue Denkanstöße in sein Fach. Einen persönlichen Einblick in Rubakovs Leben und sein Lebenswerk vermittelt eine Reportage anlässlich der Verleihung des Hamburger Physikpreises.
Mit Rubakov verliert die Welt einen großartigen Wissenschaftler, der mit dem Infragestellen von Bekanntem die Forschung in der theoretischen Physik geprägt hat.
Seiner Familie und der Academia drücken wir unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Anteilnahme aus.