Pandemiebedingte Lernrückstände erfordern neue Impulse MINT Nachwuchsbarometer 2022 veröffentlicht
Die Corona-Pandemie hat auch der MINT-Bildung zugesetzt, das zeigt das heute veröffentlichte MINT Nachwuchsbarometer 2022 von acatech und Joachim Herz Stiftung. Pandemiebedingte Lernrückstände, digitaler Unterricht und migrationsbedingte Benachteiligung erfordern neue Impulse, um eine hohe Qualität der MINT-Bildung in Zukunft sicherzustellen.
Im Fach Mathematik haben Schülerinnen und Schüler in Deutschland und in anderen europäischen Ländern in der Pandemie Lernrückstände in Höhe von 10 bis 13 Lernwochen bis zum Ende der Grundschule aufgebaut. Untersuchungen zeigen außerdem, dass Lehrerinnen und Lehrer während der Lockdown-Phasen die Möglichkeiten des Remote-Unterrichts nicht voll ausgeschöpft haben: angeleitete, eigenständige Projektarbeit, eine Methode, die gerade im Homeschooling sinnvoll angewendet werden kann, wurde von nur 16 Prozent der MINT-Lehrkräfte eingesetzt. Die große Mehrheit übertrug dagegen ihren Präsenzunterricht eins zu eins ins Digitale. Seit Jahren weist das MINT Nachwuchsbarometer auch auf migrationsbedingte Unterschiede in den MINT-Leistungen hin: Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund schneiden in der Regel schlechter ab als ihre Pendants ohne Migrationshintergrund. Die Leistungsunterschiede werden im weiteren Bildungsverlauf nicht größer, sie können durch das Schulsystem jedoch nicht abgebaut werden.
Hochschulen zeigen sich krisenfest – und befinden sich nach Corona im Umbruch
Der Bereich der tertiären Bildung hat die Auswirkungen der Pandemie besser verkraftet: In einer im MINT Nachwuchsbarometer präsentierten Umfrage unter fast 6.000 Masterstudierenden in den Fächern Mathematik, Informatik und Physik bewerten drei Viertel der Befragten das Krisenmanagement ihrer Hochschule mit der Note „sehr gut“ oder „gut“. Die Umfrage macht darüber hinaus deutlich, dass die Hochschulbildung nach Corona nicht mehr die gleiche sein wird wie davor: So lehnen 81 Prozent der Mathematik-Studierenden und sogar 94 Prozent der Informatik-Studierenden eine vollständige Rückkehr zur traditionellen Präsenzlehre ab. Eine rein digitale Lehre wünschen sich allerdings auch nur die wenigsten Befragten.
Wir senden Ihnen die gedruckte Broschüre gerne kostenfrei zu. Hier geht es zur digitalen Kurzfassung und zum direkten Download des MINT Nachwuchsbarometers 2022.
Über die Publikation
Das MINT Nachwuchsbarometer ist ein bundesweiter Trendreport. Der Bericht sammelt und kommentiert die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Nachwuchssituation im MINT-Bereich von der schulischen Bildung bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. Durch das Monitoring zentraler Indikatoren liefert der Bericht empirisch fundierte Erkenntnisse zu aktuellen Entwicklungen und Handlungsfeldern in der MINT-Bildung sowie Hinweise auf Faktoren und Motive, die die Studien- und Berufswahl junger Erwachsener beeinflussen.
Das MINT Nachwuchsbarometer wird von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung gemeinsam herausgegeben und vom IPN – Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erstellt. Der kompakte Überblick liefert eine fundierte Entscheidungshilfe für die Verantwortlichen in Bildung, Politik und Wirtschaft und trägt so zu einer nachhaltigen Stärkung der MINT-Situation in Deutschland bei.